Pünktlich zu Silvester galt es Abschied von Malawi zu nehmen und Tansania hieß uns mit “Karibu (Kisuhali: Willkommen)Tansania” herzlich willkommen! Die Grenzüberschreitungen sind bisher immer etwas anstrengend gewesen, da man uns immer irgendetwas verkaufen wollte. Dies sollte diesmal auch nicht anders sein! Wieso auch!!
Da wir mit unserem Hano auch nicht gerade visuell sowie akustisch unauffällig unterwegs sind und darüber hinaus auch noch Muzungus (Kisuaheli: Weißer) sind, stellen wir jedes Mal ein beliebtes Ziel für Devisenhändler, Versicherungs”vertreter” und Bauchladenhändler dar.
Mit dem Visum für Tansania in der Tasche und dem erfolgreichen Abschütteln von besonders ehrgeizigen Verkäufern, machten wir uns auf in Richtung Matema.
Matema ist ein kleiner Ort, direkt am Malawisee auf tansanischer Seite gelegen. Hier heißt der Malawisee allerdings “Lake Nyasa”. Dort sollten wir im Blue Canoe Camp www.bluecanoelodge.com bei Thomas mit einer ganzen Gruppe von Schweden und einer russischen Familie auf das neue Jahr anstoßen.
Der Weg allerdings nach Matema sollte sich anstrengender als erwartet herausstellen. Als erstes: geteerte Straßen sind schon einmal gar nicht drinnen! Zweitens: die Straße nach Matema ist durch riesige Erdhügel nur einseitig befahrbar!!! Was man sich dabei wohl gedacht hat!
Dass die Straße nur einseitig befahrbar ist, reicht natürlich in Afrika nicht aus. Nein, es müssen zig überladene Lastwägen diese Straße auch noch passieren und wenn die Bananen, wie beim entgegenkommenden Laster zur Seite komplett herausfallen, ist die Freude ganz besonders groß.
Na ja, wir hatten erst 11 Uhr morgens und zur Silvesternacht waren es ja noch ein paar Stunden. Das sollten wir dennoch schaffen, war unser Gedanke! Pole Pole (Kisuaheli: nur keine Hetze) ist hier die Devise!
Gegen 16 Uhr trudelten auch wir endlich im Camp bei Thomas ein. Das Camp und die Location an sich waren für uns der ideale Platz um das neue Jahr zu begehen. Direkt am See mit wunderschönem Bergpanorama sowie tollem Essen (es gab Barbecue) stießen wir Punkt 12 Uhr gemeinsam auf das neue Jahr an.
Wir blieben 3 Nächte und ließen es uns mit Kässpätzle und im See planschen durchaus gut gehen!
Am 3. Tag brachen wir dann auch schon in Richtung Dar es Salaam auf. Vor Dar es Salaam hatten wir jedoch noch 2 Zwischenstationen, die aber an dieser Stelle nicht besonders erwähnenswert sind, da wir dort lediglich nur übernachtet haben und uns am nächsten Tag weiter in Richtung Dar fortbewegten.
Die Strecke von Matema bis nach Dar es Salaam führte uns durch das malerische Baobab Valley, an zahlreichen Ananasplantagen und ein kurzes Stück durch den Mikumi Nationalpark vorbei. Da die Autobahn ein Stück im Park gelegen ist, sahen wir Giraffen, Baboons, Zebras, Impalas und sogar Büffel! Und, das auch noch ganz umsonst!
2 Tage später kamen wir dann in Dar es Salaam an! Wow, das ist also Dar es Salaam hörte ich mich sagen!
Laut, Menschenmaßen, chaotisch, stickig, Straßenhändler, die einem im Stau alles mögliche verkaufen wollen,zig Matatus (Minibusse), heillos überladene Lastwägen, Tuk Tuks (3-Räder), Motorräder, die keine Regeln kennen und natürlich die “normalen” Autofahrer- dies war der erste Eindruck von Dar.
Bis wir unser Camp am indischen Ozean erreichten, sollten wir noch ein wenig Zeit im Stau verbringen.
Gegen Spätnachmittag erreichten wir endlich das Kipepeo Camp. Endlich am indischen Ozean! Die Location ist grandios und mit seinen Palmen und den Strohütten sowie dem azurblauen Ozean verleiht sie Urlaubsfeeling pur.
Hier hatten wir auch wieder mehr oder weniger guten Internetzugang, so dass wir unsere Weiterreise die nächsten 4 Tage planen konnten. In Dar sollten wir uns auch von Ryan, der nun mittlerweile 2 1/2 Monate unser treuer Begleiter war, verabschieden. Die USA rief wieder!
Nach 4 Tagen brachten wir Ryan zum Flughafen. Nun waren wir wieder zu zweit. Am Anfang war es irgendwie ein komisches Gefühl, da man nun lange miteinander gereist ist und viel zusammen erlebt hat und nun trennten sich die Wege wieder.
Da unser Verteilergetriebe ein wenig geleckt hat und wir einen sehr wertvollen Kontakt von Patrick und Verena (die anderen Hanomaden, siehe Malawibericht) erhalten haben, blieben wir noch weitere 4 Tage in Dar.
Der wertvolle Kontakt heißt Frank und lebt mittlerweile schon seit 10 Jahren in Dar, betreibt eine Autowerkstatt und hat bereits 5 Hanomags besessen. O.K wenn sich einer auskennt, dann Frank, dachten wir uns. Somit übergaben wir unseren Hano vertrauensvoll in Franks Hände. Am Ende hieß es “Problem erkannt, Gefahr gebannt!” Ein Dichtring war nicht mehr ganz in Ordnung. Das wars auch schon!
Mit neuem Dichtring ging es für Hano und uns nach 4 Tagen dann weiter in Richtung Norden.
Wir passierten Bagamoyo, einem kleinen Dorf am Ozean und dann einen Tag weiter in Richtung Pangani Beach. Unser Weg dorthin führte uns an zahlreichen Ananasplantagen, Bananenplantagen und Palmen vorbei. Ach, was war das für eine schöne Fahrstrecke.
Unser Ziel in Pangani Beach war das Beach Crab Camp & Resort www.thebeachcrab.com, einem Resort, welches von einem deutschen Pärchen seit knapp 10 Jahren betrieben wird.
Nach schönen und entspannten 3 Tagen machten wir uns wieder auf die Reise.
Das vorletzte Ziel in Tansania, bevor es nach Kenia weitergeht, sollte Lushoto in den Usambara Mountains sein.
Im Lonely Planet als ein absolutes Highlight neben Kilimanjaro und der Serengeti beschrieben, war es auch für uns ein Highlight!
Die Usambara Mountains, die über 1500m über dem Meeresspiegel in die Höhe ragen, bestechen durch den atemberaubenden Blick, den sie einem auf die Savanne bieten. Aber nein, das ist noch nicht alles!
Malerische Dörfer, Eukalyptushaine, extrem freundliche Menschen, angenehmes Klima, traumhaft schöne Aussichten, bietet dieses Gebirge. Die Berge kann man durch ein- oder Mehrtagestouren von Dorf zu Dorf erkunden und erhält dadurch einen besseren Überblick über die gesamte Schönheit dieser Bergkette. Und ein kleiner Auftritt in einem Gospelmusikvideo sollte auch während unseres Aufenthaltes in den Bergen dabei sein! Aber dazu etwas später.
Unsere Unterkunft war die Irente Bioreserve Farm in den nördlichen Usambara Mountains. Diese Farm war kulinarisch gesehen für uns der Himmel auf Erden! Selbstgemachte Marmelade, frisches hausgemachtes Steinofen-Graubrot, Honig, Käse (Chilli-Tilsiter, Emmentaler, Mozzerella, Hüttenkäse) und Butter gab es im Angebot. Nach 3 1/2 Monaten vermisst man schon ein wenig diese Dinge und so deckten wir uns ordentlich mit den Leckereien für die nächsten Tage ein! Somit wurde unser täglicher Frühstückstisch von ursprünglichem trockenen Toastbrotscheiben, Magarine und Industriemarmelade ruck zuck aufgemotzt mit frischem Käse, Butter, ordentlichem Brot und extrem leckerer Marmelade, ohne Geschmacksverstärker! Herrlich! Wir genossen jeden Bissen! Dies ist auch das schöne am reisen: Man genießt wieder die einem völlig normal gewordenen “Kleinigkeiten” und schätzt diese wieder ganz anders.
So, nun aber zum Musikvideo!:
Als Christian und ich einen Tag nach unserer Ankunft in den Bergen zum Irente Viewpoint gelaufen sind und dort ankamen, war das erste, was wir sahen ein riesen Aufgebot an Gospelsängern und ein kleines Kamerateam. Wir passierten mit einem freundlichen Jambo, habari? (kisuaheli: Hallo, was gibts neues?/ Wie gehts?) die Gruppe, um zum Viewpiont zu gelangen. Ca. eine Stunde später sollte dann auch die Gruppe sowie das Kamerateam zu uns stoßen und wollten am Viewpoint weiterdrehen.
Neugierig, wie wir sind, blieben wir natürlich dort, um den Goldkelchen zu lauschen. Plötzlich kam ein Assistent auf uns zu und bat uns, uns dazuzustellen und Playback mitzusingen!! Klar, kein Problem, wir sind textsicher und der Sprache mächtig!!!!!!! Ich habe mich totgelacht! Christian hat allerdings, muss ich gestehen, keine so schlechte Figur gemacht und konnte innerhalb kürzester Zeit den Refrain mitsingen. das war vielleicht ein riesen Spaß!
Genau diese besonderen Begegnungen und Erfahrungen machen diese Reise so einzigartig für uns. Nach dem Dreh wurden wir gedrückt und umarmt und sehr herzlich verabschiedet. Um eine ganz besondere Erfahrung reicher, kehrten wir dann bei Sonnenuntergang in unserer Unterkunft zurück.
Nach dem visuellen sowie kulinarischen Highlight Usambara Mountains verließen wir diese nach 4 Tagen und machten uns auf in Richtung Lake Chala. Eine wirklich schöne Alternative zu Moshi oder Arusha bevor man die Grenze nach Kenia passieren möchte.
Nach Lake Chala war nun der Zeitpunkt gekommen, sich von Tansania zu verabschieden.
Durch die sehr unsichere Lage derzeit im Norden Kenias und dem Krieg im Südsudan, welcher die Flüchtlingsströme nach Uganda, den Rest von Sudan und Kenia fließen lässt und uns von mehreren Seiten abgeraten wurde weiter Richtung Norden zu fahren,sind wir derzeit noch am überlegen, wie wir die weitere Reise planen.
Die Fahrstrecke von den Usambara Mountains zur Kenianischen Grenze war nochmal ein richtiges Highlight zum Abschied. Der Blick auf den Kilimanjaro, der einmal nicht ganz mit Wolken bedeckt war, begleitete uns ein paar Kilometer und hinterließ mächtig Eindruck auf uns!
Die Ausreise aus Tansania ging nicht ganz so schnell, wie sonst von statten. Der Grenzbeamte schaute zunächst auf uns herauf und dann aus dem Fenster zu Hano. Dann trafen sich wieder unsere Blicke und wir sahen zuerst ein sehr ernstes Gesicht, welches eine Sekunde später ein dickes Grinsen aufwies mit dem Kommentar: First, I need to inspect your car! Der Grenzbeamte war von Hano so begeistert und kam aus dem schwärmen nicht mehr heraus. Er stempelte unser Carnet ab und wir machten uns weiter auf zur Einreise nach Kenia.
Wow, ich sitze hier auf meinem Bürostuhl bei nebelig trüben Winterwetter im Büro und bin einfach immer wieder fasziniert was ihr alles so aufregendes erlebt. Vor allem der Auftritt mit dem Gospelchor hat mich köstlich amüsiert. Vielleicht gibts ja im Internet irgendwo ein Video davon…!?
Cool! I wish I was still there with you!!!
Lieber Chris, liebe Estelle,
auch wenn ich seit Monaten durch familiäre Sonder-Umstände Euren Abenteuern nur passiv gefolgt bin, so muss ich euch doch heute mal innig danken dafür, dass ihr uns in so großartiger Weise an euren faszinierenden Erlebnissen teilhaben lasst. Eure Updates werden hier immer sofort verschlungen und es ist natürlich klar, dass ihr auf jeder einzelnen Etappe mehr erlebt als wir Normalos in zehn Urlauben hintereinander.
So ein bisschen macht ihr das also auch stellvertretend für uns…Wir wünschen Euch weiterhin alles Gute und sind gespannt auf die nächsten Berichte!
Alles Liebe von Frank und Sigrid
Hab heut das hier gelesen, hilft ja vielleicht bei der Routenplanung:
‘A good traveller has no fixed plans, and is not intent on arriving.’ ~Lao Tzu
Wenn ihr in Afrika hängenbleibt und ein Lodge aufmacht bringen wir Marmelade und Käse. 🙂
LG aus DUS!
Hallo Ihr Lieben,
da habt Ihr ja wieder mal richtig was erlebt in den letzten Wochen. Zum Glück hat mein Namensvetter den kaputten Dichtring schnell entdeckt – nicht dass ich noch zu Euch runter fahren muss und ein halb-kompatibles ZF-Getriebe implantieren muss.
Auf der letzten Skihütte habt Ihr allerdings was verpasst (naja, vielleicht nicht wirklich verpasst, aber halt nicht miterlebt). Die Truppe war echt top und das mit der Savolayre-Bude hat trotz anfänglicher Zweifel (Steffi’s Skikünste) wunderbar geklappt.
Sind gerade am Schauen fürs nächstes Jahr – evtl. fahren wir sogar in die Nähe von Bischofshofen 🙂 schaun wir einfach mal. Montafon oder irgendwas nicht allzu Fernes in der Schweiz böte ich jedoch auch an.
Euch beiden auf jeden Fall noch weitere wunderbare Wochen auf Eurer Rückreise und wir hoffen Euch dann bald mal wieder live zu sehen.
Ein Zwischenstopp unsererseits in Afrika ist leider dieses Halbjahr wohl nicht möglich – schaaade!!!
Alles Jute,
Steffi+Frank