Als wir uns in Kenya entschlossen unsere Reise aus Sicherheitsgründen nicht weiter durch Nord-Afrika fortzusetzen, hatten wir ehrlich gesagt keine klaren Vorstellungen über den Iran. Nach 3 Wochen Iran können wir allerdings nur Jedem dieses fantastische Land mit seiner reichen Kultur und seiner einzigartigen Vielfalt an Landschaften ans Herz legen. Was jedoch das Wertvollste an diesem Land ist, sind seine unfassbar lieben, höflichen, hilfsbereiten und unglaublich gastfreundlichen Menschen.
Nirgendwo sonst wurden wir bisher so freundlich empfangen, begeistert geholfen, liebevoll begleitet, insistierend eingeladen und traurig verabschiedet wie im Iran. Unzählige Bekanntschaften und Freunde pflastern nun unsere Route durch dieses einzigartige Land. Nachfolgend also nun einige der schönsten dieser Erlebnisse, für die wir unendlich dankbar sind . Wir kommen wieder!
Die iranische Hilfsbereitschaft sowie Freundlichkeit durften wir bereits auf der Fähre von den Emiraten in den Iran erfahren. Dort lernten wir Mustafa kennen, ein Iraner, der vor 30 Jahren in Deutschland Maschinenbau studiert hat. Er bot uns gleich seine Hilfe an, was die Organisation einer SIM-Karte, die Einreiseformalitäten und vieles anderes anbelangten. Nach der 11 stündigen Überfahrt erwartete uns in Bandar-e Abbas die Abwicklung der Einfuhr unseres Hanos sowie unsere Einreise in den Iran, welche insgesamt 5 Stunden dauern sollte. Mustafa wartete geduldig solange auf uns, bis wir mit allem fertig waren. Auch meldete er sich nachdem wir Abschied genommen hatten jeden Tag bei uns, um sicherzustellen, dass es uns gut geht! Bevor wir jedoch Abschied von Mustafa nahmen, verbrachten wir einen netten Abend zusammen mit ihm und Tyson, einem Australier, den wir auch auf der Fähre kennenlernten. Tyson fährt mit seinem Motorrad von Australien bis Estland und das mittlerweile seit mehr als einem Jahr unterwegs.
Am nächsten Tag starteten wir nach der Verabschiedung von Tyson und Mustafa unsere Tour durch den Iran. Unser erstes Etappenziel war Shiraz. Durch seine wunderschönen Gärten auch als Stadt der Nachtigallen und Rosen bekannt. Hier gab es zahlreiche Schätze zu entdecken.
Wir sahen die Zitadelle von Karim Khan Zand, den berühmten Vakil Bazaar, das Hafez Mausoleum, den Eram Garten sowie das Shah Cheragh Mausoleum. Beim Anblick der vielen Dichter und Denker wurde uns bewusst, wie eng Iraner mit der deutschen Mentalität verbunden sind.
Nach 3 Tagen verließen wir Shiraz in Richtung Persepolis, die Stadt der Perser! Nach König Kyros dem Großen, wollte sein Nachfolger Darius der Große eine Stadt, die nur mit seinem Namen verbunden war und seinen Glanz als Beherrscher des persischen Reichs veranschaulichen sollte. So gründete er Persepolis. Hierfür ließ er am Abhang des Kuh-e-Rahmat ( Abhang des Erbarmens) eine riesige, rechteckige Terrasse errichten, die sich etwa 15 Meter in die Höhe erhebt. Umgeben wird diese Terrasse von einer mächtigen Mauer. Beeindruckt und zugleich sehr traurig, dass diese Stadt dem Feuer von Alexander dem Großen zum Opfer fiel, konnten wir allerdings unserer Phantasie freien Lauf lassen und uns vorstellen, wie Persepolis in seiner Hochzeit wohl ausgesehen hat.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Pasagardae, die Stadt von Kyros, dem Begründer des persischen Reiches.
Von dort aus plante Kyros die Erweiterung seines Reiches.
Von Pasargardae ging es weiter über die Stadt Abarku.
und das kleine Dorf Shar Asb, welches einst eine Stadt aus Lehmhäusern war und sich als neue Stadt um die einstige Lehm-Altstadt neu formierte. Dort kam sofort ein Iraner auf uns zu und zeigte uns stolz die Stadt seiner Kindheit und das Haus, indem er als Kind aufwuchs.
Die ganzen Begegnungen sowie das große Kulturprogramm machten immer sehr schnell hungrig! Da kam uns das leckere und frisch gebackene Naan immer wie gerufen!
Nach Abarku und Shar Asb ging es dann weiter in Richtung Yazd. In Yazd angekommen führte unser Weg gleich zu der beeindruckenden Masjed-e Jame Moschee. Dort galt unserem Hano natürlich wieder die volle Aufmerksamkeit. Eine kleine Gruppe Jugendlicher kam gleich auf uns zu und wollte alles über uns, unsere Reise und unser Auto wissen. Anschließend folgte die obligatorische Besichtigung unseres Hanos. Danach zeigten sie uns die Moschee und führten uns zu dem ums Eck gelegene Silk Road Hotel. Dort konnten wir Hano ohne Probleme abstellen und die sanitären Anlagen gegen eine kleine Gebühr benutzen. In Yazd lernten wir auch die beiden Belgier Johnny und Lise kennen, die uns hilfreiche Tipps zu Armenien und Georgien gaben – Länder, die wir im Anschluß an den Iran besuchen möchten.
Nach Yazd fuhren wir weiter in Richtung Karanaq, wo wir eine weitere verlassene Stadt aus Lehmhäusern besichtigten. Bevor wir allerdings Yazd verließen musste zunächst noch getankt werden. Da wir immer auf die Tankkarte der lieben und hilfsbereiten Trucker angewiesen waren, dauerte das tanken immer recht lange. Denn bevor wir tanken konnten, mussten wir erst einmal Tee trinken, dann mit Händen und Füßen erzählen, woher wir kommen, wie alt unser Hano ist, was wir schon im Iran gesehen haben und wohin unsere Reise weitergeht!! Als Dankeschön durften wir dann nicht nur das limitierte Tankkontingent der Trucker nutzen, sondern wurden auch mehr als einmal zum Tanken eingeladen – einfach unglaublich.
Über Chak Chak ging es weiter nach Toudeshk ( auf persisch “in der Wüste”), wo wir bei Mohammed und seiner Familie mit 2 weiteren Deutschen nach einem leckeren Abendessen übernachteten.
Am nächsten Tag erwartete uns Esfahan, nach Teheran und Mashhad die 3. größte Stadt im Iran. Da wir seit Afrika leider kein GPS mehr zur Verfügung hatten, waren unsere Stadtfahrten gelinde ausgedrückt immer etwas stressig! Auf der Suche nach einem geeigneten Stell- und Übernachtungsplatz dauerte es aber keine 2 Minuten bis wir wieder Hilfe bekamen! Die ursprüngliche Suche nach einer Straße endete damit, dass wir für die nächsten 5 Tage bei einer unfassbar lieben Familie unterkamen, die uns mit ihrer Gastfreundlichkeit und Großzügigkeit nur so überschüttete. Um diese Familie angemessen zu beschreiben, gibt es keine Worte. Wir können auf jeden Fall sagen, dass diese Begegnung für uns sehr viel bedeutet und wir sehr glücklich und dankbar zugleich sind, diese Familie getroffen zu haben. So verbrachten wir wunderschöne Tage miteinander, lernten weitere Familienmitglieder und deren Freunde kennen. Unser Gastpapa hatte darüber hinaus auch noch eine eigene Autowerkstatt und so entschlossen wir uns, Hano ein paar neues “Schuhwerk” zu spendieren – eine fast unmögliche Sache, da seine Schuhgröße nur sehr schwer zu bekommen ist. Sahar, die Tochter und ihre Freunde zeigten uns Esfahan und so sahen wir das wunderschöne Maydan-e Imam sowie die Masjed-e Imam, das Chehel Sotun, das bekannteste Hotel der Stadt “Abbasi Hotel”, den Hasht Behesht Pavillion aus dem Jahre 1669, die berühmte Khaju Brücke sowie die Allahverdi Brücke.
Nach wunderbaren 5 Tagen mussten wir schweren Herzens Abschied nehmen. Mit einem wunderschönen selbst gemalten Bild – welches kurzerhand einfach von der Wohnzimmerwand abgehängt wurde – machten wir uns wieder auf die Reise. Über Arak und Hamedan fuhren wir weiter in Richtung Bisotun. In Bistotun wartete das nächste Weltkulturerbe auf uns. Auf dem Weg dorthin “mussten” wir allerdings wieder einmal einen kleinen Boxenstopp einlegen, um wieder über unseren Hano und unsere Herkunft zu berichten! In Bisotum konnten wir leider die berühmten Reliefs von Darius dem Großen aus der Archamaeniden Zeit nicht bewundern, da sie derzeit von einer Plane bedeckt sind.
Nach Bisotum ging es weiter über Kermanshah, Sanandaj nach Takab. Am nächsten Tag stand die Besichtigung des nahe gelegenen Takht-e Soleyman (auch UNESCO) auf dem Plan. Eingebettet hinter atemberaubender Landschaftskulisse, war der Takht-e Soleyman ein weiteres Highlight von so vielen hier im Iran.
Der Takth-e Soleyman (persisch “Thron des Salomon”) ist ein Gebäudekomplex, bestehend aus Palast, einem Feuertempel und Befestigungsanlagen aus der späten Sassanidenzeit (etwa 420–640 n. Chr.). Er liegt auf einem Travertinhügel in 2200 m Höhe. Begünstigt wurde die Nutzung dieses abgelegenen Platzes durch einen warmen Quellsee von etwa 90 m Durchmesser und bis zu 100 m Tiefe. Sassanidische Perserkönige kamen nach ihrer Thronbesteigung und vor größeren Feldzügen hierher, um religiösen Zeremonien beizuwohnen.
Nach dem Ende des Sassanidenreiches wurde der Platz von Abaga Khan, dem Enkel des mongolischen Herrschers Dschingis Khan beherrscht. Eine sakrale Bedeutung hatte er zu dieser Zeit nicht mehr.
Über Zanjan ging es weiter nach Tabriz, wo wir unsere letzten schönen Tage im Iran verbrachten. Nach 2 Tagen ging es über Jolfa weiter in Richtung Grenzübergang zu Armenien. Zwar gespannt, was uns in Armenien erwarten wird, waren wir dennoch sehr traurig den Iran verlassen zu müssen.
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